Farm to Fork

Farm to Fork – Unterstützung des regionalen Schlachtvieh-Sektors

Initiative

Die Stärkung und der Wiederaufbau regionaler Wertschöpfungsketten bilden einen Schwerpunkt in der Ökomodell-Region Rhein-Main. Aufgrund der landwirtschaftlichen Struktur liegt ein besonderes Augenmerk auf dem regionalen Schlachtvieh-Sektor.

Strukturwandel im Schlachtvieh-Sektor: Weite Wege und hohe Belastung

Seit Jahren vollzieht sich im Schlachtvieh-Sektor ein rasanter Strukturwandel: Von vielen kleinen, traditionellen und lokal bekannten Schlachtstätten geht es immer mehr hin zu Großschlachtereien fernab vom tierhaltenden Betrieb. Sinkende Rentabilität, Personalmangel oder steigende rechtliche Anforderungen führen dazu, dass regionale Schlachtstätten und Metzgereien schließen. So fahren Tierhalterinnen und Tierhalter aus dem Rhein-Main-Gebiet bis zu 100 km für die Verarbeitung ihrer Tiere. Eine belastende Situation auch, da häufig unklar ist, wo und wie die Tiere überhaupt geschlachtet werden sollen. Ganz zu schweigen von Tierwohlinteressen und der CO2-Einsparung durch kürzere Transportwege.

Gemeinsam mit den Betroffenen arbeitet die Ökomodell-Region Rhein-Main an Abhilfe. Ein Ansatz ist die hofnahe oder teilmobile Schlachtung. Sie kombiniert eine tier- und ressourcenschonende Schlachtung auf dem heimatlichen Hof mit der Weiterverarbeitung bei einem nahe gelegenen Verarbeitungsbetrieb.

„Durch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte im regionalen Schlachtvieh-Sektor ist es dringend notwendig, innovative Schlachtsysteme zu etablieren, um die Wertschöpfungsketten zurück in die Region zu bringen, um damit die Wege im Schlachtverfahren zu verkürzen. Dieses Ziel haben wir mit der Einrichtung der Arbeitskreise und der Ökomodell-Region Rhein-Main.“

Dr. Bretschneider-Hermann, Fachbereichsleitung Amt für den Ländlichen Raum beim Hochtaunuskreis

Mobile/teilmobile Schlachtung – ein Lösungsansatz in der Praxis

Die Umsetzung des Projekts „Mobile Schlachtung“ ist in Arbeitskreise für Rind, Schwein und Geflügel untergliedert. Datengrundlage liefert eine zusammen mit den Ämtern für den ländlichen Raum in Odenwald, Bergstraße, Main-Kinzig und Limburg-Weilburg durchgeführte Strukturerhebung in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Als Ökomodell-Region unterstützen wir den Wissenstransfer hinsichtlich der praktischen und rechtlichen Rahmenbedingungen von Weide- und Hofschlachtungen. Bei der Auftaktveranstaltung lag der Schwerpunkt besonders auf dem EIP-Verfahren „mobile/teilmobile Hofschlachtung“. Auch engagieren wir uns dafür, Schlachtsysteme mitsamt ihrer Technik und ihren Auswirkungen auf die Fleischqualität praktisch zu demonstrieren, und bieten Gelegenheit, eine vollmobile Schlachteinheit zu besichtigen.

Praktische Umsetzung und wirtschaftliche Betrachtung

Neben der praktischen Umsetzung befassen wir uns auch mit der wirtschaftlichen Betrachtung verschiedener Systeme der teil- und vollmobilen Schlachtung für Rinder und Schweine hinsichtlich einer Etablierung im Rhein-Main-Gebiet. So gibt es stationäre Systeme wie Schlachtcontainer, die nach Bedarf umgesetzt werden können, und teilmobile Varianten mit fahrbaren Boxen für die Tötung, Entblutung und den Transport zur nächstgelegenen Schlachtstätte. Um hier wertvolle Erfahrungen gewinnen und diese in künftige Planungen miteinbeziehen zu können, freuen wir uns über die Mitarbeit der Landwirtinnen und Landwirte.

EU-Neuregelung zur teilmobilen Schlachtung

Durch Erweiterung der EU-Verordnung (EG Nr. 853/2004) um ein Kapitel (VIa in Anhang III Abschnitt I), das die konkreten Anforderungen an mobile Schlachteinheiten regelt, herrscht seit Inkrafttreten 2021 Rechts- und Planungssicherheit für Landwirtinnen und Landwirte sowie Metzgereien. Unter bestimmten Bedingungen und mit vorheriger Genehmigung der zuständigen Behörden ist es demnach gestattet, im Herkunftsbetrieb bei demselben Schlachtvorgang zu schlachten:

  • bis zu drei Rinder (ausgenommen Bisons),
  • bis zu sechs Hausschweine,
  • bis zu drei als Haustiere gehaltene Einhufer.

Sachkundenachweis zur Tiertötung mit Fokus auf mobiler Schlachtung

Der Arbeitskreis „Mobile Schlachtung“ bietet auch Exkursionen und Lehrgänge für interessierte Betriebe an. 2021 fand z. B. ein Sachkundelehrgang statt. Teilnehmende aus Landwirtschaft oder Metzgerei hatten die Möglichkeit zum Erwerb eines Sachkundenachweises zur Tiertötung mit speziellem Fokus mobiler Schlachtung. Neben einem Theorie- beinhaltet der Kurs einen Praxisteil und befähigt nach erfolgreicher Teilnahme dazu, die eigenen Tiere hofnah und damit regional zu schlachten.

Eine fundierte und geprüfte Ausbildung ist zudem eine Basis für höchste Tierwohlanforderungen beim Umgang mit unseren Nutztieren sowie für beste Qualität unserer Lebensmittel. Den landwirtschaftlichen Betrieben und Metzgereien verschafft der Nachweis auch ein Stück Unabhängigkeit von industriellen Schlachtbetrieben. Der Kurs ist damit ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer regionalen Lebensmittel-Wertschöpfungsketten – vom hessischen Hof auf den hessischen Teller.

Sie interessieren sich für hofnahe/teilmobile Schlachtung? Nehmen Sie gerne Kontakt auf.

Farm to Fork

Kontakt

Matthias Bathon
Telefon: 06172 999-6112
E-Mail: matthias.bathon@hochtaunuskreis.de

Kreisausschuss Hochtaunuskreis
Ludwig-Erhard-Anlage 1 – 5
61352 Bad Homburg v. d. Höhe