Ackervielfalt mehren – Klima schützen

Fokus auf heimische Eiweißpflanzenerzeugung und innovative Gemüseanbauverfahren

Öffentlichkeitsarbeit & Bildung

In der Ökomodell-Region Lahn-Dill-Gießen setzen wir uns für vielfältige Fruchtfolgen, seltene Erntekulturen und klimaschonende Anbauverfahren ein. Im Besonderen liegt der Fokus auf heimischer Eiweißpflanzenerzeugung und innovativen Gemüseanbauverfahren. Gerade die heimische Erzeugung von Eiweißfutter ist für Tierhalter ein wichtiges Thema.

Schon jetzt finden sich in der Ökomodell-Region Lahn-Dill-Gießen:

  • Urgetreide
  • Urweizen
  • spezielle Ölsaaten
  • Linsen
  • Öko-Soja und
  • Öko-Saatgutvermehrung

In den Gunstlagen der Region bietet sich großes Potenzial, beispielsweise für den Soja-Anbau, auch für Soja für die menschliche Ernährung.

EIP-Projekt Mulchgemüse: Klimaangepasster Gemüsebau in Lahn-Dill-Gießen

Angesichts der Klimaveränderungen werden angepasste Anbaustrategien in der Landwirtschaft immer wichtiger. Vier landwirtschaftliche Betriebe erproben zusammen mit der Justus-Liebig-Universität Gießen daher ein Anbauverfahrens für ressourcenschonenden Gemüseanbau – den Mulch-Gemüsebau!

„Normaler“ Gemüseanbau ist sehr wasserintensiv. Das Mulch-Verfahren hingegen ermöglicht es, trotz klimawandelbedingter Trockenperioden ohne umfangreiche Bewässerungssysteme Gemüse in unserer Region anzubauen.

Wie geht Mulch-Gemüsebau?

Das Kombi-Mulch-Verfahren funktioniert in mehreren Schritten:

  • Schritt I: Anbau einer Zwischenfrucht als Mulchmaterial
  • Schritt II: Schnitt der Zwischenfrucht. Sie verbleibt anschließend auf der Fläche
  • Schritt III: Nachstreuen weiteren Mulch-Materials
  • Schritt IV: Setzen von Gemüsepflanzen in die Mulch-Schicht. Hierfür kommt der MulchTec-Planter, eine spezielle Pflanzmaschine, zum Einsatz.

Im ersten Projektjahr (2020) haben wir Weißkohl, Kürbis und Zuckermais angebaut. Eine Ausweitung der Kulturen und Anbauflächen ist schon in Planung.

Mulch-Gemüsebau ‒ was sind die Vorteile?

Neben einem deutlich verbesserten Wasserhaushalt liegen die Vorteile des Mulch-Gemüsebaus in Bodenfruchtbarkeit und Kohlenstoffeinbindung. Sehen wir uns das genauer an:

  • Wasserschonend: Die Mulch-Schicht bedeckt den Boden. Dadurch verdunstet weniger Wasser. Der Boden trocknet weniger schnell aus und die Pflanzen können länger davon zehren.
    Auch wenn es seltener regnet, kann der Wassereintrag aus Niederschlägen dadurch bereits ausreichend für die Wasserversorgung der Gemüsepflanzen sein. Zwar ist es auch bei diesem Anbauverfahren ab und an notwendig, die Pflanzen zusätzlich zu wässern, jedoch in deutlich geringerem Umfang als im herkömmlichen Gemüsebau.
  • Beikrautregulierung: Die Beschattung des Bodens verhindert auch den Aufwuchs von Unkräutern. So bedarf es weniger Maßnahmen zu deren Beseitigung.
  • Bodenfruchtbarkeit: Die Mulch-Schicht versorgt den Boden mit Nährstoffen und fördert dadurch das Bodenleben.
  • Kohlenstoffbindung: Durch Humusaufbau und minimale Bodenbearbeitung fördert der Mulch-Gemüsebau den Kohlenstoffeintrag in den Boden. So trägt das Anbauverfahren auch dazu bei, weitere Klimaveränderungen einzudämmen.

Herausforderungen: Warum ist Mulch-Gemüsebau bisher eine Nische?

Äußere Faktoren wie die Deckung des Wasserbedarfs durch Regenwasser oder langfristige Produktivitätsverluste durch intensive Bodennutzung bleiben in Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen meist unberücksichtigt. Werden Anbaufläche jedoch zeitweise durch die mulchbildende Zwischenfrucht „blockiert“ und es entgehen kurzfristig Einnahmen, weil währenddessen keine Marktfrucht angebaut werden kann, fällt dies sofort auf. Im direkten Vergleich lässt das den Mulch-Gemüsebau auf den ersten Blick weniger rentabel erscheinen als herkömmliche Anbaumethoden.

Auch benötigt man eine spezielle Pflanzmaschine, was eine finanzielle Hürde darstellt. Manche Schädlinge wie Schnecken lieben zudem Mulchdecken und fühlen sich geradezu magisch angezogen. Ihre Beseitigung stellt eine weitere Herausforderung dar.

Trotz dieser Herausforderungen berichten die beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe von ermutigenden Erfahrungen.

Wo kann man Mulch-Gemüse kaufen?

Frisch vom Acker! Bisher vertreiben die beteiligten Betriebe den Großteil des Gemüses direkt. Folgende Betriebe nehmen am Projekt teil und bieten Mulch-Gemüse an:

Im ersten Projektjahr (2020) haben wir Weißkohl, Kürbis und Zuckermais angebaut. Eine Ausweitung der Kulturen und Anbauflächen ist schon in Planung.

Synergien zu weiteren Projekten aus der Region

Um den Anbau von Gemüse in der Region zu stärken, sind weitere Absatzkanäle angedacht. Auch Synergien zu weiteren regionalen Projekten bestehen bereits. Im Kontext des Pilotprojekts Nah.Land.Küche sollen unter dem Motto „Die Region im Kochtopf“ bioregionale Lebensmittel Einzug in die Küchen der Gemeinschaftsverpflegung halten. Unterschiedliche Bereiche wie landwirtschaftliche Erzeugung, Verarbeitung und Catering untereinander zu vernetzen ist hierbei ein zentraler Baustein.

Projektbeteiligte

Weitere Projektbeteiligte neben den genannten Betrieben und der Ökomodell-Region Lahn-Dill-Gießen ist die live2give GmbH aus dem Westerwald. Das Projekt wird durch die Europäische Union im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) und durch den Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014‒2020 (EPLR) für 3 Jahre (2020 bis 2023) gefördert.

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Kontakt

Ökomodell-Region Lahn-Dill-Gießen
Marie-Charlotte Zeibig
Telefon: 06441 407-1792
E-Mail: marie-charlotte.zeibig@lahn-dill-kreis.de

Dagmar Kühnert
Telefon: 06441 407-1765
E-Mail: dagmar.kuehnert@lahn-dill-kreis.de

Kreisausschuss Lahn-Dill-Kreis
Karl-Kellner-Ring 51
35576 Wetzlar