Verarbeitung und Vermarktung – pflanzliche Erzeugnisse

Bio & regional – neue Vermarktungswege für pflanzliche Erzeugnisse

Für mehr Bio-Anteil in der Landwirtschaft braucht es entsprechende Vermarktungsmöglichkeiten – und natürlich Menschen, die Bio-Produkte einkaufen und zu schätzen wissen. Denn auch die Landwirtschaft braucht zur Planung und Existenzsicherung gesicherte Absatzwege. Sie sind ein wichtiger Faktor für den Betriebserfolg. Auch vor einer Umstellung auf Bio ist es sehr wichtig, künftige Absatzwege auszuloten und frühzeitig nach Marktpartnern zu suchen, um den Bedarf in die eigene Planung miteinzubeziehen.

Abnahme- und Preissicherheit für Erzeugerbetriebe

Als Ökomodell-Region unterstützen wir Betriebe beim Erschließen neuer regionaler Vermarktungswege im Bio-Segment. Für Abnahme- und Preissicherheit streben wir langfristige Partnerschaften zwischen erzeugenden, verarbeitenden und großabnehmenden Betrieben an. Von Großküche und Gastronomie über den Lebensmitteleinzelhandel bis zur Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) sind wir Anlaufstelle, um die Wertschöpfung in der Region auf diese Weise zu stärken.

Gerne begleiten wir zudem Betriebe, die sich für eine Umstellung auf Ökolandbau interessieren. So lassen sich bereits im Vorfeld wertvolle Partnerschaften und Kontakte aufbauen. Im Folgenden stellen wir Ihnen einzelne Maßnahmen im Projektkontext kurz vor.

Welche Bio-Produkte gibt es in Südhessen?

Welche regionalen Vermarktungschancen gibt es für mein Produkt, wie hoch ist der Mengenbedarf und wer benötigt wovon wie viel?

Seit 2019 führen wir Liste über das Angebot an Bio-Waren in Südhessen. 17 hiesige Bio-Betriebe sind inzwischen (Stand 2022) mit ihren Erzeugnissen darin gelistet. Um den Anstoß für neue Lieferbeziehungen zu geben und Erzeugung und Vermarktung miteinander zu vernetzen, geht die Übersicht rund 40 Handelsunternehmen aus unserer Region zu. Darunter sind etablierte Marken wie Alnatura, EDEKA oder Terra Verde, aber auch Abo-Kisten, Hofläden, Caterer und viele mehr. Informationen über anbietende Betriebe und Produktverfügbarkeiten lassen sich so abgleichen, sodass bioregionale Erzeugnisse beim Einkauf mehr Berücksichtigung finden.

Bioregionale Außer-Haus-Verpflegung in der Ökomodell-Region Süd

Außer-Haus-Verpflegung (AHV) umfasst alle Bereiche des Lebensmittelverbrauchs und -verzehrs außerhalb des Privathaushalts. Darunter fallen Schul- und Kitaessen ebenso wie das Angebot von Studierendenwerken, Kantinen und Restaurants oder Essen, das auf Veranstaltungen ausgegeben wird.

Ausgangslage und Potenziale

Die Außer-Haus-Verpflegung stellt besondere Anforderungen an Lieferbetriebe, da nur wenige Großküchen über die Kapazitäten verfügen, Rohware zu verarbeiten. Erzeugnisse müssen dadurch in der Regel vorverarbeitet angeliefert werden. Für Gemüse heißt das z. B. geschnitten oder gewürfelt. Die Schaffung weiterer Verarbeitungskapazitäten in der Region ist somit eine zentrale Voraussetzung, um den Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung zu erhöhen. Auch die Rentabilität spielt eine Rolle, insbesondere für Erzeugerbetriebe. Durch die Vorverarbeitung erhöht sich der Aufwand im Vergleich zu anderen Absatzkanälen. Eine Untersuchung der betriebswirtschaftlichen Potenziale für die Landwirtschaft in Südhessen soll Aufschluss geben und die Grundlage für weitere Entscheidungen im Rahmen des Projekts bilden.

Bisher gibt es mit dem Sonnenhof in Nieder-Ramstadt einen Produktionsbetrieb von vorverarbeiteten Bio-Lebensmitteln in Südhessen. Der Sonnenhof verarbeitet u. a. Kartoffeln vor und liefert bereits erfolgreich an die regionale Außer-Haus-Verpflegung.

Mehr Bio in Großküchen für Darmstadt und Umgebung

Der Kreis Groß-Gerau will den Anteil an Bio-Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung bis 2030 auf 80 Prozent entwickeln. Auch in der Wissenschaftsstadt Darmstadt soll der Anteil an fair gehandelten, regionalen und biologisch hergestellten Produkten bei der Schulverpflegung auf 50 Prozent steigen. Als Ökomodell-Region engagieren wir uns ebenfalls für dieses Ziel und beraten dazu unterstützend.

Steigerung des Absatzes von Bio-Produkten aus der Region

Um dadurch den Absatzmarkt für bioregionale Lebensmittel aus der Region zu vergrößern, ist die Zusammenarbeit mit Akteurinnen und Akteuren aus Landwirtschaft, Gemeinschaftsverpflegung oder auch der Initiative „BioBitte!“ wichtig. Denn nicht zuletzt geht es auch darum, mit welcher Produktpalette dieses Ziel erreicht werden kann. Sprich, welche Bio-Produkte aus der Region auch in der Außer-Haus-Verpflegung einsetzbar sind. Dazu stehen wir im Austausch.

„Fördermittel und Beratungsleistungen für die Caterer stehen zur Verfügung. Das ist auch ein Anreiz für die Landwirtschaft, biologisch zu produzieren“, so Groß-Geraus Erste Kreisbeigeordneter Walter Astheimer (Bündnis 90/Die Grünen) im Interview. Im Rahmen der Ernährungsstrategie des Landes Hessen erhalten sieben Cateringunternehmen aus der Ökomodell-Region Süd eine hundertprozentig geförderte Prozessberatung, z. B. in den Bereichen Biozertifizierung, Anpassung von Rezepturen, Bezugsquellen, Kostenkalkulation.

Die Sensibilisierung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist ein weiteres Anliegen, das Stadt und Kreis über einen höheren Bio-Anteil in der Gemeinschaftsverpflegung verfolgen. „Ich muss dafür sorgen, dass vor Ort verbraucht wird. Und dann hoffen wir, dass der Landwirtschaft auch über die Verbraucherinnen und Verbraucher aufgezeigt wird: Hier wird verbraucht, was ihr produziert. Und geht bitte diesen Weg mit“, so Astheimer weiter.